100 Jahre ChorBühne - Jubiläumskonzert (18.05.2019)
100 Jahre: Vom Gesangverein Flügelrad zur ChorBühne e.V. Kornwestheim
Ein musikalischer Streifzug durch 100 Jahre Vereinsgeschichte
KwZ 20.05.19
Ein Schmaus für Augen und Ohren
Vor ausverkauftem Haus gibt die Chorbühne ein begeisterndes Konzert.
Von Sabine Baumert
Ein Hingucker waren die Sängerin-nen und Sänger im ersten Teil ihres Konzertes allemal. Erstaunlich, was sich aus Kombinationen der Farben Schwarz, Rot und Weiß bekleidungstechnisch alles zaubern lässt. Vom „kleinen Schwarzen“ mit rotem Gürtel und Schleife oder knallroten paillettenbesetzten Charlestonkleid mit schwarzen Schuhen und schwarzem Stirnband bis hin zu der konventionelleren Kleidung der Männer mit schwarzer Hose und Weste, weißem Hemd und Fliege, war alles vertreten.
Dem Augenschmaus stand der Ohrenschmaus für die Zuhörer in den dicht besetzten Reihen im Theatersaal in nichts nach. Der Chor hatte den Kabarettisten Fabian D. Schwarz als Moderator verpflichtet. (...) Er sorgte mit seinen launigen Kommentaren dafür, dass die Sängerinnen und Sänger immer wieder Zeit zum Verschnaufen zwischen den einzelnen Titeln hatten. Gleichzeitig erfuhren die Zuhörer wesentliche Informationen aus der nunmehr 100-jährigen Geschichte des Chores.
Chorleiterin Timea Toth und ihr Vorbereitungsteam hatten in der einjährigen Vorarbeit frühere Konzertprogramme durchforstet. Sie bekamen so einen Einblick in die Vorlieben, die Timea Toths Vorgänger als Chorleiter im Hinblick auf die Auswahl ihrer Literatur hatten. Kurt Brenner, studierter Klassik-Musiker, leitete den Männerchor in den 1970ern nicht nur bei Konzerten im damaligen Kulturzentrum, sondern auch auf Kon- zertreisen. Eine davon führte den Chor sogar in den Vatikan und zum damaligen Papst Paul VI. Wegen Brenners musikalischer Ausrichtung standen auf dem Programm auch Klassiker von Friedrich Silcher wie „Hab ́oft im Kreise der Lieben“. Ausgestattet mit Chormappen, bewiesen die Vokalisten viel stilistisches Gespür für diese Werke, die sie sonst eher selten im Konzert singen.
Zuvor hatte der Chor analog zum Fortgang der Probenarbeit in Kornwestheim internationale Hits aus den 1930- ern und 1940 im Gepäck. Wie im ganzen Konzert zeigte der Chor bei der „Schönen Isabella von Kastilien“ von den Comedian Harmonists, aber auch bei „Lili Marleen“ mit Harald Raber (Trompete) und Elvis Presleys „Can’t help falling in love with you“ präzise Intonation und schöne Stimmführung.
Für spannende und, je nach Charakter des Stückes, auch komische Momente sorgte die ausgeklügelte Choreografie von Janina Merk, die krankheitsbedingt nicht am Konzert teilnehmen konnte. Sie war ursprünglich neben Kathrin Scheffler zudem als Solistin in Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“ vorgesehen. Kathrin Scheffler bewältigte die Solopartie aber auch ohne ihre Gesangskollegin souverän. Kein Wunder: Sie kam nach einem erfolgreichen Casting zum mittlerweile gemischten Chor bei Kai Müller. Der leitete das Ensemble ähnlich lange wie Kurt Brenner oder jetzt Timea Toth und prägte dessen Sangeskultur nachhaltig durch seine groß besetzten Musical-Produktionen.
Im mitreißenden Abba-Titel „Waterloo“ sorgte nicht nur der temperament- volle Chor für Stimmung, sondern auch die beiden Solotänzerinnen Corinna Schmidt und Martina Wolf, stilgerecht in Jeans mit ausgestellter poppig-bunter Beinpartie. In anderen Titeln von Sting, den Les Humphries Singers und Nena gab der Chor Kostproben seines Repertoires mit zahlreichen Charthits.
Das eigentliche Highlight des Konzertes hatten sich Chorleiterin, Chor und die hervorragende Begleitband (Gregor Wohak am Piano, Boris Celikovic an der Gitarre und Schlagzeuger Oliver Pilich) für die Zugabe aufgehoben. Für ihre Interpretation der „Bohemian Rhapsody“ könnte man dem Chor gute Chancen beim Wettbewerb „Der beste Chor im Westen“ einräumen. Schade nur, dass die Chorbühne in Nordwürttemberg und nicht in Nordrhein-Westfalen probt.